Graphik


Die Zeichenkunst hat Ruth Schmidt Stockhausen ihr Leben lang begleitet. Allerdings gibt es in verschiedenen Phasen aus-geprägte Präferenzen für die eine oder andere dieser Techniken:

  • Anfangs sind es Zeichnungen in Bleistift, Tusche und Rötel
  • 1960-70 mehrere Filzstiftskizzen sowie Materialdrucke
  • in den 1980ern treten u.a. noch Frottagen hinzu

 

Das detaillierte Portraitieren, das sie Mitte der 1940er Jahre studierte, war mit Rötel- bzw. Bisterstiftportraits in den ‘50ern stark vertreten, mit verschiedenen Kreiden bis in die ‘70er. Anfangs waren ihr Portraits als Auftragsarbeiten finanziell wichtig, aber auch im späteren Leben immer nur nebenrangig. In den frühen und späten Jahren entstanden beeindruckende Selbstportraits, die ihre zeichnerische Entwicklung von Dürer-artigem Naturalismus bis hin zu zartem Verklingen in nurmehr angedeuteten Strichen zeigen.



2 Selbstportraits: links in Bleistift 1944 (WVZ0074)

                      und rechts in Rötel 2014 (WVZ0239)






Landschaftsskizzen in Tusche, Bleistift oder Kohle finden sich vom Frühwerk der 1940er Jahre bis in die ‘80er, zunehmend weg vom figürlichen in das formalistische Gestalten:        

etwa verbogene Baumstämme aus dem Westerwald,


Bleistiftzeichnung 1944 (WVZ1910)

 






verglichen mit den geometrischen Kompositionen aus einer Italienreise Mitte der 50ern. Dieser kleiner Entwurf ist eine Kohlezeichnung von Häusern auf Stromboli 1956 (WVZ2860):


Hier kommt es weniger auf die Objekte an als auf deren Anordnung – Türbögen und Fenster sind nur angedeutet und wirken als stilisierte Quader.




Häuser auf Stromboli 1956 Tuschezeichnung (WVZ0874)






Eine große Reihe von Aktstudien in Tusche auf Zeitungsblatt stammen vermutlich aus einem Aktzeichenkurs in Bonn im Jahr 1956.



Aktstudie auf Zeitungsblatt Tusche 1956 (WVZ1709):




Von 1956 bis 1970 finden sich im Werk von Ruth Schmidt Stockhausen eine ganze Reihe von Filzstiftzeichnungen, insb. von Landschaftsmotiven, die als rasche Erinnerungsstützen für die spätere Umsetzung und Weiterverarbeitung in Gemälden oder Plastiken gedacht waren.

Die skandinavische Rundreise 1979 erbrachte etliche Bleistift- und Filzstiftskizzen von Bergketten und Gletscherstrukturen. Eine große Zahl schneller Notizskizzen, häufig 8 Stück auf einer A4-Blattseite, fungieren als Erinnerungsstützen für spätere Werke aller Art.


Kleine Bleistiftskizze aus Skandinavien 1979 (WVZ2316)


Eine Rückkehr zu maritimer Motivik in den ‘80ern führt zu strukturellem Abheben des Blickes auf Fischernetze, Rippelmarken im Watt oder auf mäandernde Küstenlinien.  Siehe oben, Rippelmarken 1985 (WVZ3530)


Ihre Faszination für Holzmaserungen äußert sich auch in verschiedendsten Frottagen, die mal eine Landschaft suggerieren, mal ein Torso, mal eine tierische Gestalt oder eine Stimmung.

 

Materialdrucke:

Die Motive aus dem Wald kristallisieren sich u.a. in zunehmend abstrahierenden Linoldrucken seit Mitte der ‘50er Jahre.


Linolschnitt auf Chinapapier c. 1962 WVZ1608



Als ausgebildete Werklehrerin war ihr das Arbeiten mit diversen Materialien und Techniken vertraut, z.B. kleine Kaltnadelstiche auf Plexiglas in 1979, oder größere Kompositionen in Absprengtechnik vornehmlich in den ‘50ern.


Diese Monotypie, ,,Zyklus Meer‘‘ aus 1977, ist als Offset Lithographie mehrfach nachgedruckt worden (WVZ0256):





Buchillustrationen:

Die Zeichnung „Fontanellen“ (WVZ4614) für eine „Rote-Kreuz-Fibel“ aus 1964 steht stellvertretend für ihre kurze Phase als Buchillustratorin ab 1952.